Ringen um Bäume
Statt Trampelpfad ist an der Kniprodestraße ein fester Weg geplant

Die Bäume entlang des Trampelpfades an der Kniprodestraße sollen gefällt werden. Stattdessen soll ein fünf Meter breiter, befestigter Fußweg entlang des Geländes der noch zu bauenden temporären Schule entstehen. Deren Eingang befindet sich allerdings auf der anderen Seite, zwischen Werneuchener Wiese und Volkspark Friedrichshain. | Foto:  Bernd Wähner
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  • Die Bäume entlang des Trampelpfades an der Kniprodestraße sollen gefällt werden. Stattdessen soll ein fünf Meter breiter, befestigter Fußweg entlang des Geländes der noch zu bauenden temporären Schule entstehen. Deren Eingang befindet sich allerdings auf der anderen Seite, zwischen Werneuchener Wiese und Volkspark Friedrichshain.
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Das Grünflächenamt will entlang der Kniprodestraße eine Trampelpfad-Allee mit 26 Eschen fällen. Auf dem betreffenden Streifen entlang der Baustelle auf der Werneuchener Wiese soll statt der Allee ein fünf Meter breiter, asphaltierter Fußweg gebaut werden.

Mit diesem Fußweg soll den Schülern, die im noch zu bauenden temporären Schulhaus unterrichtet werden, ein sicherer Zugang zur Schule ermöglicht werden, heißt es aus dem Bezirksamt. Gegen die geplanten Baumfällungen machen der Bürgerverein Pro Kiez Bötzowviertel und die GärtnerinnenInitiative Arnswalder Platz mobil. Denn es gibt nach Ansicht der Kiezbewohner Alternativen, damit die Bäume erhalten bleiben können.

„Seit Dezember 2020 kämpfen wir, unterstützt von vielen Bürgerinnen und Bürgern im Bötzowviertel, gegen beabsichtige Baumfällungen an der Kniprodestraße“, berichtet Carsten Meyer von der AG Verkehr des Pro Kiez Bötzowviertel. „Die Pläne schienen vom Tisch, wurden jetzt aber aus der Schublade hervorgeholt, ohne die Anwohner zu informieren. Als Grund wird eine Zuwegung für die dort für zehn Jahre entstehende temporäre Schule genannt.“ Doch der Schuleingang befindet sich gar nicht an der Kniprodestraße, sondern an die Margarete-Sommer-Straße, die parallel zur Kniprodestraße verläuft.

„Wir bedauern sehr den massiven Eingriff in die Grünfläche Werneuchener Wiese durch den Schulbau, akzeptieren aber den Bau des dringend benötigten Schul-Provisoriums“, sagt Carsten Meyer. „Keineswegs akzeptieren wir aber, dass durch die Anlage eines fünf Meter breiten Geh- und Radweges massiv noch mehr offener Boden versiegelt wird, und dass 26 in den 90er-Jahren gepflanzte Eschen gefällt werden sollen.“ Ein staatlich vereidigter Baumgutachter bescheinigte diesen Bäumen bereits Vitalität und eine weitere Lebensdauer von mindestens 30 Jahren.

Grüne unterstützen Anwohner

„Wir lehnen weitere Versiegelungen am Standort kategorisch ab“, so Meyer weiter. „Stattdessen fordern wir eine der örtlichen Situation angepasste Lösung, das heißt die Schaffung einer wassergebundenen Wegebefestigung der Eschenallee. Und das ist mit viel weniger Geld- und Energieaufwand möglich.“ Als Beispiel könnte der soeben fertiggestellte Weg am künftigen Lenné-Meyer-Garten direkt nebenan, entlang der Virchowstraße dienen. Die Argumente der Anwohner aus dem Bötzowviertel gegen eine Fällung und zahlreiche Fragen an die Bezirkspolitiker hat Carsten Meyer in einem Video auf youtu.be/3pzee8g8UZw veröffentlicht.

Zuspruch erhalten die Anwohner von den Pankower Bündnisgrünen. Diese setzen sich bereits seit längerem für den Erhalt der Baumallee entlang der Kniprodestraße ein. In der vergangenen Wahlperiode hatte Grünen-Stadtrat Vollrad Kuhn noch verhindern können, dass alle Bäume gefällt werden, berichtet Axel Lüssow, umweltpolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV). Seinerzeit sollten die Bäume für den Weg zum temporären Schulgebäude, das Gebäude selbst und für den Haupteingang der Schule weichen. Doch dann wurde entschieden, dass das Schulgebäude um einige Meter in Richtung Friedrichshain verschoben und der Haupteingang an der Margarete-Sommer-Straße sein wird, so Lüssow. Die Erschließung der Schule sei somit gesichert und die gesunden Bäume könnten stehen bleiben. Dass das Bezirksamt nun einen fünf Meter breiten Fußweg plant und dafür die Baumreihen entlang der Straße fällen will, können die Grünen nicht nachvollziehen.

SPD sieht keine Alternative

„Das ist bereits der dritte Versuch des Bezirksamts, diese Bäume zu fällen. Wenn man den Fußweg dort ausbauen möchte, dann geht das auch anders. Die Initiative Pro Kiez schlägt beispielsweise einen unversiegelten Weg mit sogenannter wassergebundener Decke auf dem bestehenden Pfad vor. Dafür würde eine spezielle Erdmischung festgewalzt. Die ist ökologisch nachhaltig und erfüllt ihren Zweck trotzdem. Wo ein politischer Wille ist, ist auch ein nachhaltiger Weg“, so Lüssows Fazit.

Ganz anders sieht das Mike Szidat (SPD), der Vorsitzende des Ausschusses für Mobilität und öffentliche Ordnung in der BVV. Er spricht mit Blick auf den Protest des Pro Kiez Bötzowviertel von „Aktivisten, die die Augen vor der Realität verschließen und Fakten einfach leugnen“, „schwere Unfälle von Schulkindern heraufbeschwören“ und „achselzuckend die Gefährdung von Schulkindern akzeptieren“. Eine wassergebundene Decke, wie von der Initiative und den Grünen priorisiert, sei keine Alternative für künftige Schulkinder. Bei Regen würde dieser Weg aufgeweicht, im Winter glattfrieren. Damit würden die Schüler keinen sicheren Schulweg haben.

Wie es mit der Baumallee an der Kniprodestraße weitergeht, wird voraussichtlich am 4. Mai auf der nächsten Sitzung der BVV entschieden.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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